Kaspisches Meer: Russland setzt „Kalibr“-Raketen an Kehlen von US-Basen

16.08.2018

Die Kaspische Flottille entwickelt sich für Russland zu einem wichtigen Instrument bei der Abschreckung der USA. In Kaspijsk sei ein vollwertiger Marinestützpunkt eingerichtet worden, berichtete der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu am Mittwoch auf einer Dienstreise in Dagestan.

 

„Jetzt werden im Rahmen der Verbesserung des Stationierungssystems der Flottille Erkundungsarbeiten für die Entwicklung der Kaspischen Bucht sowie der Bau von Objekten am Hafen Machatschkala durchgeführt. Die Großreparatur der Gebäude und Einrichtungen zur Stationierung des in diesem Jahr zu bildenden 177. Regiments der Marineinfanterie wird abgeschlossen und eine übungstechnische Basis für eine Einheit im Kampf gegen Unterwasser-Diversionskräfte und Mittel geschaffen“, erklärte der Minister bei einer Sitzung in Kaspijsk.

 

Die Umstationierung des Hauptstützpunkts der Kaspischen Flottille von Astrachan nach Kaspijsk sei Anfang April bekanntgegeben worden. Laut Schoigu ist die Verlegung der Flottille ein wichtiges Element für die Sicherheit in der Kaspischen Region. Über die Gründe dieses Beschlusses und die Fristen der Umsetzung sei damals keine Auskunft erteilt worden.

Astrachan wurde erst nach dem Zerfall der Sowjetunion zum Hauptstützpunkt der Kaspischen Flottille. Die sowjetische Flottille wurde zwischen den Kaspi-Anrainern Kasachstan, Aserbaidschan und Turkmenistan aufgeteilt. Der russische Teil sollte aus Baku nach Machatschkala und Astrachan verlegt werden. Die Hauptaufgabe der Kaspischen Flottille war der Schutz der Interessen Russlands in den Gebieten, wo es Ölvorkommen und Anti-Terror-Aktivitäten gab.

 

Ende 2015 gab Schoigu bekannt, dass der Anteil der neuen Schiffe und Boote in der Kaspischen Flottille auf 85 Prozent erhöht worden sei. Der Flottille gehörten mehr als 70 Schiffe an. Darunter seien zwei Küstenwachschiffe des Projekts 11661K (Tatarstan und Dagestan), drei kleine Raketenschiffe des Projekts 21631 (Grad Swijaschsk, Uglitsch, Weliki Ustjug), vier kleine Artillerieschiffe des Projekts 21630 (Astrachan, Wolgodonsk, Machatschkala) u.a.

 

Es waren die Schiffe der Kaspischen Flottille, die für den Beschuss der IS-Objekte* in Syrien mit den Marschflugkörpern Kalibr-NK  herangezogen worden seien. Insgesamt habe es 44 Starts gegeben. Experten zufolge ist die Kaspische Flottille heute einer der am besten vorbereiteten Verbände und nach ihren Möglichkeiten der Baltischen Flotte überlegen.

 

 

Der Stützpunkt in Kaspijsk soll bereits Ende 2018 in neuer Gestalt vollständig in Betrieb sein. 2019 soll die Einrichtung der neuen Marinebasis endgültig abgeschlossen werden.

 

Am 12. August regelten die Staatschefs der fünf Kaspi-Anrainer endgültig die Frage des Rechtsstatus des Kaspischen Meeres. Die Unterzeichnung des Übereinkommens wurde erst möglich, als Russland sein Vetorecht auf die Verlegung der Gaspipeline aus Turkmenien nach Aserbaidschan widerrief und der Iran nicht mehr auf die Aufteilung des Kaspischen Meeres in fünf gleiche Teile beharrte.

 

Russland verzichtete teilweise auf sein Vetorecht im Tausch dafür, dass alle Länder der Region dem Verbot der Stationierung von Militärkräften von Dritten wie den USA oder einem Nato-Land im Kaspischen Meer zustimmen. Zudem behält sich Russland das Recht vor, die Wasserfläche außer territorialer und Fischereizonen als Einsatzgebiet der Kaspischen Flottille zu nutzen.

 

 

Warum setzt der Kreml auf das Kaspische Meer und die Kaspische Flottille? „Es war ein guter Schritt, dass der Kreml auf das Vetorecht bei der  Verlegung der Gaspipeline verzichtete“, meint der Militärexperte Michail Alexandrow. „Es war sehr schlecht, als Gazprom unsere außenpolitischen Beschlüsse diktierte. Beispielsweise die Unterstützung der Ukraine und der Bau von South Stream nach Bulgarien – ein Projekt, bei dem Russland scheiterte; plus der Bau von Nord Stream-2, in den Russland sehr viel Geld steckte und mittlerweile unklar ist, was  daraus wird. Meines Erachtens drängte Gazprom lange Zeit dem Staat seine Tagesordnung auf. Gott sei Dank wurde im Falle des Kaspisches Meeres der Konzern etwas auf die Seite geschoben, damit er seine kommerziellen Interessen nicht als die gesamtrussischen darstellt“, so der Experte.

Natürlich sei es für Moskau aus Sicht der Sicherheit und Stabilität in der Region sehr wichtig, dass es dort keine fremde Militärpräsenz gebe. Das sei gewährleistet worden, was viel wichtiger als die Gaspipeline sei, die über das Kaspische Meer verlegt werden könne. Auch angesichts der Tatsache, dass es derzeit auf dem europäischen Markt sehr viel Gas gebe und auch die Amerikaner dorthin kommen würden. Die USA würden wohl von zusätzlichen Gaspipelines in Europa nicht begeistert sein, so der Experte.

 

Was die wichtigsten Möglichkeiten für Russland im Kaspischen Meer betreffe, würde vor allem die offene Kommunikation mit dem Iran beibehalten, darunter militärisch. Aus Sicht der Sicherheit könnte immer Munition und Militärtechnik an den Iran geschickt werden, falls die USA den Iran angreifen. Dabei müsste nicht um die Zustimmung der anderen Kaspi-Anrainer gebeten werden, so der Experte.

 

Ein anderer wichtiger Aspekt sei die freie Navigation der Militärschiffe im gesamten Kaspischen Meer. Bei einer Destabilisierung in Turkmenistan bzw. Aserbaidschan könnten reibungslos die Gewässer befahren und den legitimen Regierungen militärische Hilfe geleistet werden.

 

Sehr wichtig sei auch die fehlende Militärpräsenz von externen Kräften. Wenn die Nato damit gerechnet habe, eine Rolle bei Kontroversen zwischen Russland und anderen Ländern der Region zu spielen, sei sie gescheitert. Angesichts der Strategie der USA zur Zerstörung des Irans, wäre es für die Amerikaner wichtig, im Kaspischen Meer präsent zu sein. Doch jetzt sei es zu spät.

 

Mit der Beschaffung von nichtnuklearen strategischen Waffen in Form der Kalibr- und Kinschal-Raketen spiele das Kaspische Meer eine sehr wichtige Rolle für Russland. Das ermögliche unserer Flottille, weit entfernte  Ziele im Nahen Osten, Persischen Golf, Roten Meer und sogar im Mittelmeer mit Raketen anzugreifen.

 

In einem geschlossenen und relativ sicheren Gewässer seien die russischen Schiffe von Gegnern  kaum angreifbar. Aus dieser Entfernung könne man weder mit Marschflugkörpern, noch mit ballistischen Raketen bewegliche Ziele treffen. Das ermögliche der Kaspischen Flottille garantiert Schläge gegen die US-Stützpunkte in der Region, was angesichts der aktuellen Militärstrategie – eine nichtnukleare strategische Abschreckung der USA – äußert wichtig für Russland sei, so der Experte.

 

Bezüglich der Frage, warum der Stützpunkt aus Astrachan nach Kaspijsk verlegt worden sei, äußerte der Experte die Meinung, dass es in Kaspijsk bessere Bedingungen für die Hafeninfrastruktur gebe. Zudem ermögliche der neue Stützpunkt einen schnelleren Aufbau von der Flottille. Sollte die Kaspische Flottille ihre Stellungen zum Abfeuern der Marschflugkörper beziehen, muss sie nicht mehr die Strecke von Astrachan bis Kaspijsk zurücklegen. Diese 200 bis 300 Kilometer könnten eine wichtige Rolle unter Berücksichtigung der Reichweite der Raketen spielen.

 

Laut dem Experten sollte man allerdings nicht von einer eindeutigen Überlegenheit der Kaspischen Flottille gegenüber der Baltischen Flotte sprechen. Die Baltische Flotte umfasse nicht nur Schiffe, sondern auch Küstenschutzsysteme und Fliegerkräfte. Man könne aber auch nicht von einer Schwäche der Baltischen Flotte sprechen, so der Experte. In der Sowjetunion sei die Kaspische Flottille für den Fall eines Konfliktes im Nahen Osten notwendig gewesen – für die Verlegung der sowjetischen Truppen in den Iran. Jetzt sei sie zu einem Instrument der strategischen nichtnuklearen Abschreckung geworden. Das heiße, dass die Rolle der Kaspischen Flottille deutlich gestiegen sei, schlussfolgert der Experte.

* Der Islamische Staat (IS) wurde durch Beschluss des Obersten Gerichts Russlands vom 29. Dezember 2014 als Terrororganisation eingestuft, seine Tätigkeit in Russland ist verboten

https://de.sputniknews.com/politik/20180816321981384-flotte-kalibr-kaspi-usa/

 

 

 

Attentat in Venezuela: Solidarität von Linken, Russland und China, Schweigen und Zweifel im Westen

07.08.2018

Von Harald Neuber

 

Caracas. Nach dem Attentat auf den Präsidenten von Venezuela, Nicolás Maduro, haben mehrere Staaten den Angriff verurteilt. Entsprechende Wortmeldungen kamen von linksgerichteten Regierungen aus Lateinamerika sowie aus Russland, China und der Türkei.

 

Die USA, die Europäische Union und westliche Staaten äußerten sich bislang nicht zu dem Mordversuch. In westlichen Medien wird indes angezweifelt, dass es überhaupt einen Anschlag gegeben hat.

 

Das russische Außenministerium wies den Angriff auf Maduro in einem Kommuniqué zurück. „Wir verurteilen entschieden den Attentatsversuch auf den Präsidenten der Bolivarischen Republik Venezuela“, hieß es in dem Statement. Die Tat habe offensichtlich darauf abgezielt, „die Situation des Landes zu destabilisieren“. Dieser Versuch komme zu einem Zeitpunkt, zu dem die regierende sozialistische Partei „Pläne vorlegt, um die nationale Wirtschaft wieder in Gang zu bringen“.

 

Bei einer Pressekonferenz verurteilte die Sprecherin des chinesischen Außenamtes den Anschlag. Die Volksrepublik wende sich gegen alle Formen extremer und gewalttätiger Aktionen und unterstütze die Bemühungen Venezuelas um Frieden, Stabilität und Entwicklung im Land.

 

Venezuela erlebt eine massive Wirtschaftskrise, die durch den Absturz des Erdölpreises und Fehler der Regierung verursacht wurde. Der Verfall des venezolanischen Bolívar hat inzwischen das Niveau einer Hyperinflation erreicht.

 

Teile der Opposition versuchen die Krise zu nutzen, um die linksgerichtete Regierung von Präsident Maduro zu stürzen. Unterstützt werden diese Versuche aus dem Ausland, vor allem den USA, der EU und von rechtsgerichteten Regierungen in Lateinamerika.

 

Boliviens Regierung sprach nach dem jüngsten Anschlag, der sich in eine Serie von Terrorakten einreiht, von einem „feigen Attentat gegen Präsident Maduro und das venezolanische Volk“. Nachdem die Opposition gescheitert sei, Maduro auf demokratischem Weg sowie mit wirtschaftlichen, politischen und militärischen Maßnahmen zu besiegen, „trachten sie ihm nach dem Leben“, heißt es in dem Statement aus La Paz. „Dieser Versuch eines Präsidentenmordes ist ein Verbrechen gegen die Menschheit und zeigt nur die Verzweiflung eines Imperiums, das von einem mutigen Volk besiegt wurde.“

 

Nicaraguas Präsident Daniel Ortega verurteilte das Attentat ebenfalls. In einem offenen Brief an Maduro warf er den Regierungsgegnern in Venezuela ein „perverses Streben“ vor, „Schmerz und Tod zu verursachen“.

 

Kubas Präsident Miguel Díaz-Canel und Ex-Präsident Raúl Castro bezeichneten den Anschlag als „Zeichen der Missachtung des Willens des venezolanischen Volkes“.

 

El Salvadors Präsident Salvador Sánchez Cerén meldete sich über den Kurznachrichtendienst Twitter zu Wort. „Ich verurteile energisch das Attentat gegen Präsident Nicolás Maduro und erkläre unsere volle Solidarität mit der Regierung der Bolivarischen Republik Venezuela“, so Sánchez Cerén.

 

Eine Solidaritätsbekundung kam auch aus der Türkei. Venezuela und die türkische Führung haben sich in den vergangenen Monaten angenähert, die Türkei liefert Nahrungsmittel in das krisengebeutelte südamerikanische Land.

 

Maduro und hochrangige Regierungsvertreter hatten die kolumbianische Regierung bezichtigt, den Anschlag unterstützt zu haben. „Ich zweifele nicht daran, dass dahinter ultrarechte Kreise in Venezuela gemeinsam mit ultrarechten Kräften Kolumbiens und Juan Manuel Santos stecken, so Maduro, der auch die US-Regierung der Mittäterschaft beschuldigte. US-Sicherheitsberater John Bolton dementierte indes eine Beteiligung der Regierung von Präsident Donald Trump. Der scheidende kolumbianische Präsidenten Juan Manuel Santos reagierte ironisch und schrieb auf Twitter: „An Präsident Maduro: Machen Sie sich keine Sorgen. Ich hatte am Samstag Wichtigeres zu tun. Wir haben meine Enkelin Celeste getauft.“ Dennoch dürfte der Anschlag die Beziehungen zwischen Venezuela und Kolumbien erheblich verschlechtern. In Kolumbien steht der ultrarechte Politiker Iván Duque kurz vor der Übernahme des Präsidentenamtes. Duque bezeichnete Maduro mehrfach als „Diktator“, der aus Venezuela „zweites Kuba“ machen wolle.

 

Westliche Regierungen schwiegen indes zu dem Attentat. Weder die EU noch die Bundesregierung erklärten sich offiziell zu dem Mordversuch. Europäische Medien zweifelten indes an, dass es überhaupt einen Anschlag gegeben hat. So schrieb die Deutsche Presse-Agentur von „Zweifeln an der offiziellen Attentatsversion“. Vor allem Aussagen von Feuerwehrleuten hätten den Verdacht genährt, „dass es sich lediglich um einen Unfall mit einem Gastank in einem nahen Gebäude gehandelt haben könnte“. Ähnlich berichteten in Deutschland das Nachrichtenportal Spiegel Online, während der Schweizer Tagesanzeiger in einem Autorenbeitrag eingestand, dass es inzwischen zahlreiche Videobelege und Zeugenaussagen gibt, die den Drohnenanschlag bestätigen.

https://amerika21.de/2018/08/209189/venezuela-attentat-reaktionen

 

 

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